Die Fähigkeit, eigene Emotionen auch in krisenhaften Situationen zu regulieren, muss im Laufe der Kindheit und Jugend erst erworben werden. Das Versagen dieser Regulationsfähigkeit zeigt sich bei jungen Kindern meist in Wut- und Trotzanfällen, bei manchen auch in schweren Affektkrämpfen bis hin zu Ohnmachtsanfällen. Das kann, je nach angeborenem Temperament und in einem gewissen Rahmen, noch normativ sein, für die Eltern aber trotzdem eine grosse Belastung darstellen, im schlimmsten Fall zu Versagensgefühlen und einer Verschlechterung der Beziehungen führen. Im Kleinkind- und Vorschulalter können Kinder am wirksamsten in der Differenzierung und Regulation ihrer Emotionen unterstützt werden, denn dies ist die prägende Zeit, in welcher sie den Umgang mit ihren Gefühlen lernen. Therapeutische Interventionen sind in diesem Alter daher oftmals sehr effektiv und rasch wirksam.
Bei Jugendlichen zeigen sich Emotionsregulationsstörungen häufiger in sehr destruktiven Verhaltensweisen wie selbstverletzendem oder impulsiv-fremdaggressivem Verhalten, oder zerstörerischen Wutanfällen. Betroffene schildern es oft so, dass sie sich von ihren starken Gefühlen wie überflutet fühlen und kaum Handlungsspielraum sehen – sie werden von der starken Emotion vollständig beherrscht. Der Leidensdruck ist für Betroffene und Angehörige sehr hoch, daher sollte unbedingt und rasch therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.